54
Neuere Zeit.
1555 durch den Religionsfrieven zu Augsburg.
1556. Karl V. legt die Regierung nieder, stirbt 1558.
1556—1564. Ferdinand Karl's Bruder, zugleich König
von Böhmen und Ungarn. — Das Tridentiner Concil,
1545—1563, scheidet Protestanten und Katholiken schärfer.
1564—1576. Marimilian Ii. erhält durch seine Mäßigung
den Religionsfrieden. — Grumbach und Gotha gezüchtigt.
1576—1612. Rudolph Ii., von Jesuiten geleitet; Alchymist
und Astrolog. Trennung und gegenseitiger Haß der Pro-
testanten und Reformirten erschüttern den Religionsfrieden.
— Die protestantischen Stände schließen die Union unter
Friedrich von der Pfalz 1608; die Katholiken dagegen
die Ligue unter Marimilian von Baiern 1609. Rudolph
tritt seinem Bruder Matthias 1608 Ungarn und Oesterreich,
1611 auch Böhmen ab.
1612—1619. Matthias. Die Erbitterung zwischen Prote-
stanten und Katholiken nimmt zu. Der böhmische Maje-
stätsbrief verletzt.
1618. Anfang des dreißigjährigen Krieges.
Aufstand der böhmischen Protestanten unter dem Grafen
von Thurn. Ernst von Mansfeld bringt Hülfe.
1619—1637. Kaiser Ferdinand Ii. Die Böhmen wählen
Friedrich V. von der Pfalz zum König.
1620. Marimilian und Tilly, Führer des liguistischen Heers,
siegen auf dem weißen Berge bei Prag. Friedrich ent-
flieht; die pfälzische Kur an Baiern; Böhmen wieder
kaiserlich und katholisch.
1622, 1623- Mansfeld und Christian von Braun-
schweig von Tilly überall geschlagen.
1625. Der niedersächsische Kreis bewaffnet unter Christian Iv.
von Dänemark. Dagegen ein kaiserliches Heer unter
Albrecht von Wallenstein.
1626. Mansfeld wird bei Dessau von Wallenstein, Christian
von Dänemark bei Lutter von Tillh geschlagen.
1627. Wallenstein, Admiral der Ostsee und Herzog von Meck-
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ferdinand_Karl's Ferdinand Marimilian Rudolph_Ii Friedrich Friedrich Rudolph Matthias_1608 Matthias Ernst_von_Mansfeld Ernst Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Marimilian Tilly Friedrich_ent- Friedrich Christian_von_Braun- Tilly Christian_Iv Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Christian
von_Dänemark Lutter_von_Tillh
86
Neuere Zeit.
Schifffahrt und Handel blühen, besonders in Brügge, Gent
und Anrwerpen.
1477. Maria, Tochter Karl s des Kühnen und nach ihrem
Tode 1482, Philipp der Schöne (1' 1506), Anfangs un-
ter Vormundschaft seines Vaters Marimilian, Beherrscher
der Niederlande. Marimilian's und Philipp's willkührlichc
und gewaltsame Neuerungen erregen Mißtrauen, Erbitterung
und Aufstande.
1506—1555. Karl (V.) Philipp's Sohn (geb. in Gent 1500),
Anfangs unter Vormundschaft Marimilian's l., erwirbt
durch Kauf Ostfriesland, Oberyssel, Utrecht und Gronin-
gen. Das Land bleibt trotz der gewaltsamen Eingriffe in
seine Freiheiten, einzelne unbedeutende Aufstande abgerech-
net (Gent 1539), ruhig und erreicht den Gipfel seines
Wohlstandes. Selbst die Einführung der Inquisition (1550),
welche viele Tausende dem Blutgerüst überliefert, wird von
den Niederländern aus besonderer Anhänglichkeit an Karl V.,
btt in ihrem Lande geboren, ihre Sprache und ihre Sit-
ten liebte, ruhig ertragen.
1555—1598. Philipp Ii., bleibt bis 1559 in den Nieder-
landen ; dem Volk durch seine Unduldsamkeit und sein ab-
geschlossenes, finsteres Wesen immer verhaßter. 1559—1567,
Margarethe von Parma, Philipp's Schwester, Statt-
halterin. Cardinal Granvella, dessen Hinterlist und
Grausamkeit das Volk empört, wird abgerusen, die Inqui-
sition auf kurze Zeit gemildert. Dann geschärfte Edicte zur
Ausrottung der Ketzer und Errichtung 14 neuer Bisthümer.
1565, Nov. Co mp rom iß von 400 Adligen, zur Verthei-
digung der vaterländischen Rechte „gegen das verabscheu-
nngswürdige Gericht der Inquisition". Eine Bittschrift,
1566, wird zurückgewiesen; Geusen (Kueux). Der durch
Fanatiker aufgeregte Pöbel stürmt und plündert Kirchen.
Die Ruhe bald hergestellt.
1567. Alba, mit einem auserlesenen Heere gesendet, um
Schuldige und Verdächtige zu strafen, übernimmt die Statt-
halterschaft und errichtet den Rath der Unruhen. Eg-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Karl Karl Philipp_der_Schöne Philipp Karl_( Karl Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Margarethe_von_Parma Cardinal_Granvella
88
Neuere Zeit.
dessen Handelsgröße seit der Erstürmung durch die Spanier
unter Parma (1585) im Sinken ist.
1609—1621. Zwölfjähriger Waffenstillstand mit Spa-
nien. Religiöse Streitigkeiten zwischen Arminianern und
Gomaristen. Die von Moritz nach Dordrecht berufene
Nationalsynode (1619) verdammt die Arminianer. Ol-
den - Barnefeld hingerichtet. — Der wieder ausbre-
chcnde Krieg mit Spanien wird mit Glück geführt.
1625 —1647. Friedrich Heinrich, dritter Sohn Wil-
helm's I., Statthalter; erobert Maftricht 1632, Breda 1637.
Die spanischen Niederlande fallen nach dem Tode Jsabella's,
1633, an Spanien zurück.
1647—1650. Wilhelm Ii., Sohn Friedrich' Heinrich's, Statt-
halter.
1648. Jin w e stp hä lisch en Frieden erkennt Spanien
die Unabhängigkeit der vereinigten Niederlande
an, welche im Besitz aller Eroberungen bleiben.
1650—1672. Nach dem Tode Wilhelm's Ii. wird die Statt-
halterwürde aufgehoben, 1651; die Generalstaa-
tcn unter dem Großpensionär Johann de Witt und sei-
nem Bruder Cornelius regieren die Republik. — Die Ad-
mirale Tromp und Ruht er kämpfen ruhmvoll gegen Eng-
land; fortdauernde Eroberungen in Indien.
1672. Da Ludwig Xiv. Holland angreift und mehrere Pro-
vinzen erobert, wird der 22jährige Wilhelm Iii. General-
kapitän, bald auch Statthalter, bis 1702. Die edlen Brü-
der de Witt vom Volke ermordet. Wilhelm errettet die
Republik, wird 1674 erblicher Statthalter, 1688
König von England; bleibt Ludwig's unversöhnlicher
Gegner.
1702. Nach dem Tode Wilhelm Ul. bleibt die Statthalter-
würde unbesetzt;- Heinsius Rathspensionär. Der Kampf
gegen Frankreich dauert fort bis zum Utrechter Frieden
1714, in welchem die spanischen Niederlande anoest-
reich abgetreten werden. Die Republik Holland gewinnt
in dem Barriere-Tractat mit Oeftreich das Recht, nie-
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Extrahierte Personennamen: Moritz Friedrich_Heinrich Friedrich Heinrich Wilhelm Friedrich'_Heinrich's Friedrich Johann_de_Witt Johann Cornelius Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Wilhelm Wilhelm Heinsius_Rathspensionär
Extrahierte Ortsnamen: Dordrecht Spanien Breda Spanien Spanien Niederlande Indien England Frankreich Holland
90 Bon Barbarossa und Rudolf von Habsburg.
Das geschah, als Barbarossa ein Greis war.
Da nahm der Kaiser auch das Kreuz, bot seine Ritter auf und zog nach dem fernen Asien. Beschwerlich war der Weg durch die Wasser-losen Wsten, viel Steine gab's und wenig Brot". Endlich kam das Heer Friedrichs Tod an einen Flu. Der alte Kaiser wollte ihn durchreiten, dabei verschwand er in den Fluten. Nach eifrigem Suchen fand man seinen Leichnam. Wie klagten da die tapfern Ritter, als sie vor der Leiche des geliebten Kaisers knieten! Und als die Kunde nach Deutschland kam, da war die Trauer groß. Viel spter kam die Sage auf, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern sei in den Kyffhnser verzaubert worden. Dort stand eine Pfalz.
auf der er gern geweilt hatte.
* *
*
Nach Barbarossa kam eine Zeit, da whlte der eine Teil der deutschen Fürsten einen Englnder, der andre einen Spanier zum deutschen Könige; beide kmmerten sich kaum um das deutsche Land.
Kaiserlose Zeit. Das waren schreckliche Jahre. Da herrschte im deutschen Vater-lande unter den Fürsten und Groen viel Hader und Streit, da wurden Acker verwstet, Drfer und Städte niedergebrannt. Und wenn der bedrckte Brger oder Bauer sein Recht haben wollte, so rief man ihm hohnlachend zu: Wir richten uns nach keinem Gesetz, jetzt ist der Herr, der die andern mit bewaffneter Faust niederzwingt." In dieser Zeit des Faustrechts wurden aus vielen Rittern Ruber, die dem Kaufmann mit seinen Waren an der Landstrae auflauerten.
tontibum 3" eben dieser Zeit lebte in der nrdlichen Schweiz der Graf 1273. Rudolf von Habsburg. Wer ihn kannte, ehrte ihn hoch; denn er war fromm und tapfer, war auch zu den armen Leuten freundlich und urteilte gerecht, wenn er zu Gericht sa.
Ihn whlten die deutschen Fürsten im Jahre 1273 zum deutschen König. Er nahm sich vor. dem armen Vaterlande Ruhe und Ordnung wiederzugeben; von Italien und der Kaiserkrone wollte er nichts wissen.
Kamps mit Unter den deutschen Fürsten wollte sich aber einer dem neuen Bhmen.^ Herrscher nicht fgen, das war der reiche König Ottokar von Bhmen. Er hatte in der kaiserlosen Zeit viel Land erobert und gebot bis ans Adriatische Meer. Daher mochte er den armen Schweizer Grafen, der im geflickten grauen Wams einherging, nicht als seinen Herrn anerkennen.
Allein Rudolf rckte mit reisiger Macht heran. In der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde verlor Ottokar Sieg und Leben. Von seinem Reiche nahm der König einen Teil und gab ihn seinen Shnen.
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Barbarossa Barbarossa Friedrichs Barbarossa Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Kamps Ottokar_von_Bhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar_Sieg Ottokar
Extrahierte Ortsnamen: Asien Friedrichs Deutschland Italien
Von Barbarossa und Rudolf von Habsburg.
91
Das war der Anfang der habsburgischen Macht und des fter-reichischen Staates, dessen Herrscher noch heute ein Habsburger ist.
Nunmehr durchzog König Rudolf das deutsche Land, um berall Rudolf stiftet , < Ordnung im
nach dem Rechten zu sehen. Lande.
Da kamen viele zu thm, denen in der bsen Zeit Unrecht und cid^ widerfahren war, und klagten ihre Not. Allen gewhrte er Zutritt; denn er
meinte, er sei ja nicht König geworden, um sich einzuschlieen. Der König lud die Missetter vor Gericht und strafte sie streng, gleichviel, ob sie adlige Herren oder einfache Leute waren. Deshalb sprach man mit hoher Achtung von Rudolfs Redlichkeit". Manches Raubnest eines adligen Wegelagerers zerstrte er durch Feuer und Schwert, und wenn Raub-rittet in seine Hnde fielen, so endeten sie am Galgen.
Viele Burgruinen auf den Bergen Thringens, Frankens und Schwabens zeugen von Rudolfs strengem Walten.
Da wurde es allmhlich besser im deutschen Lande: der Bedrckte fand sein Recht wieder, der Kaufmann brauchte nicht mehr die Raub-ritter zu frchten, der Bauer konnte getrost sein Feld bestellen und war nicht mehr in Sorge, da fehdelustige Ritter die Saaten zer-stampften.
Deshalb liebte man auch den guten König Rudolf im ganzen Vaterlande. Als er lngst im Dome zu Speyer ruhte, erzhlte man noch, wie freundlich und gerecht er gewesen sei und wie er Schmach und
Elend vom deutschen Lande genommen habe.
* *
*
Die Liebe und Verehrung, die das deutsche Volk dem guten Könige Rudolf von Habsburg entgegenbrachte, ward seinem Sohne Albrecht I., Mbrecht I. und der zehn Jahre lang in Deutschland das Zepter fhrte, nicht zuteil. (rbie a * war ein Mann von hartem, abstoendem Wesen, den eine schier uner-sttliche Lndergier erfllte. Vor allem suchte er seine sterreichischen Erblande zu vergrern, dabei streckte er seine Hand nach den drei Wald-statten Schwyz, Uri und Unterwaldcn aus, die am Vierwaldsttter See liegen. Doch die Bauern setzten sich mannhaft zur Wehr. Davon erzhlt die Sage vom Wilhelm Tell.
Kaiser Albrecht sandte Segler und Laudenberg als Vgte in die Die Waldsttte, harte, grausame Männer, die sollten das Volk zum Anschlu ^rchdgt-an Osterreich zwingen. Von ihren Zwingburgen aus bedrckten sie die Bauern aufs schndlichste. Der Bauer soll seinen Pflug selber ziehn!"
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Albrecht_I. Albrecht_I. Wilhelm Albrecht Albrecht
— 10 —
£alb sie in den Bann gethan werden, in dem sie 28 Safire bleiben. J
1334‘ Dölaus von Bernau wird in Berlin an der Marienkirche
erschlagen/) Berlin im Bann bis 1345.
1342■ Ludwig heiratet Margarete Maultasch, die Erbin von Tirol und
£ "u m? J bet 6at,cr^en Fürsten und die Verwirrung im -^ande mehrt ]tch bei dem erneuten Bann des Papstes.
1348-55. Der sogenannte falsche Waldemar tritt auf2),
113 unterstützt vom Erzbischof von Magdeburg und den Fürsten
von Anhalt und von Sachsen. Die Mark fällt ihm m bis
auf mehrere vom Adel und einige Städte, wie Frankfurt,
Brtetzen (^reuenbrietzen ?). Kaiser Karl erkennt im Lager vor Frankfurt ^daldmar zuerst als echt an; später aber, als er sich mit iubrotg versöhnt hat, erklärt er denselben für unecht und utbrotg für den einzigen rechtmäßigen Herrn der Mark. Deshalb aber weicht Waldemar nicht.
1351. Ludwig tritt die Herrschaft an feine beiden Brüder
Ludwig den Römer und Otto den Faulen ab.
° ~u b wig der Römer erhält von seinem Bruder die
Mark; tbalbemar behauptet sich zuerst noch, zieht sich aber dann nach Dessau zurück, wo er stirbt und wie ein Mark-graf vor bern Altar einer Kapelle begraben wirb. — Subraiq, ^er erste Kurfürst nach dem Reichsgesetz der goldenen J') lucht die Drbnung im Sanbe durch Ausrottung der
' Räuberbanden herzustellen. Gleichzeitig beginnt Karl Iv. fein Spiel, bte Mark an sich zu bringen.
° " i- 1tobex Faule ober der Finner. Unter ihm nimmt
bte baperfche Herrschaft in der Mark ein jämmerliches Ende. @r verkauft die Lausitz4) und zuletzt die ganze Mark an den Kaiser Karl Iv. aus dem Hause Luxemburg.
1373-1415. Luxemburgische Markgrafen.
1373-78. Karl Iv. (für feinen Sohn Wenzel). Er beginnt eine
x) Steinernes Kreuz daselbst.
<rwf ^gabe seiner Gegner ein Müller Jäkel Rehbock aus dem
Dorfe Hundeluft bei Zerbst oder ein Bäcker Mänecke aus Beelitz, der eme Zeit lang Schildknappe Waldemars gewesen sein sollte
L ™f°Aenvnte Eibene Bulle vom Jahre 1356
die Wahlordnung für die deutschen Kaiser fest 0 ^^Brandenburg als Kurfürstentum.
) Die Lausitz vereinigte Karl Iv. mit Böhmen, welchem Lande sie dann auch zunächst verblieb. (Vergl. aber 1462.)
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Extrahierte Ortsnamen: Bernau Berlin Marienkirche Berlin Magdeburg Sachsen Frankfurt Frankfurt Dessau Luxemburg Zerbst Beelitz
\ 103
Hälft des deutschen Reichs und den Frieden zu Nim-
wegen 1678, alle drei durch den Frieden zu Ryswick
1697 gesichert, so daß Ludwig iin Ganzen nur wenig
mit allen seinen Anstrengungen, Siegen und mit seiner
Überlegenheit gewann.
164. Restauration und Revolution in England.
Zn England war man bald nach dem Tode Crom-
wells (1658) zur monarchischen Verfassung zurückge-
kehrt, und hatte Karl Ii. auf den Thron seiner Vater
gerufen (Restauration 1660). Zwar war die
Ruhe dadurch nicht für lange hergestellt, da Karls
Bruder und Nachfolger Jacob Ii. die Nation mit seiner
entschiedenen Hinneigung zum Katholicismus beunru-
higte, dadurch eine Revolution veranlaßte und sel-
der das Reich verließ. Durch seinen Schwiegersohn
aber, Wilhelm 111. von Oranien (1689 —1702),
wurde die Ruhe und die protestantische Thronfolge ge-
sichert.
165. Ungern von den Türken befreit.
Das deutsche Reich, geleitet von Kaisern aus dem
Habsburgischen Hause, die zugleich Könige von Ungern
und Böhmen waren, hatte nur die Anmaßungen Frank-
reichs zurückzuweiftn, wozu es lange wegen der Be-
drangniß des Reichsoberhaupts in Ungern zu schwach
war. Die Türken drangen 1683 bis vor Wien, und
wurden nur mit Hülfe Johann Sobieski's von Polen
zurückgetrieben. Aber seit dem Siege bei Mohacz 1687
gewann Ostreich allmahlig die Oberhand über die Türken.
166. Preußen.
Neben der östreichischen Macht hob sich in
Deutschland allmahlig unter dem großen Kurf. Fried-
r i ch Wilhelm (1640 — 1688) das branden-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_Ii Karl Karls Jacob_Ii Wilhelm Hülfe_Johann_Sobieski's_von_Polen Johann Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Siegen England England Karls Frank- Wien Deutschland
12
Fl-icdrich l starb auf einem Kreuzzuge in Cilkcten (1190)
Er war ausgezeichnet durch Tapferkeit, wahre Frömmig-
keit, Mildthätigkeit und, bei aller Festigkeit und Strenge,
durch Menschenfreundlichkeit. Selbst Heinrich der Löwe,
den er ächtete, erlitt nur die verdiente Strafe des Unge-
horsams.
13. Rudolph von Haböburg, König der
Deutschen 1273.
Nach einer Zeit großer Unordnungen (Interregnum)
stellte er die Ordnung im deutschen Reiche wieder her. Die
Besiegung Ottokar's, Königs von Böhmen, der Ostreich
widerrechtlich an sich gerissen hatte, durch die Schlacht auf
dem Marchfelde bei Wien (1278), gab ihm zuerst eine be-
deutendere Macht, die er zur Unterdrückung ungerechter An-
mafiung und Störung des Landfriedens anwandte. Er war
tapfer, ritterlich und fromm, mild und gütig. Seine Red-
lichkeit und Geradheit war allgemein anerkannt; auch von
seiner Klugheit und muntern Laune erzählt man Beispiele.
14. Johann Huß zu Kostnih verbrannt
1415.
Kaiser Karl Iv. hatte 1343 zu Prag eine Universität
gestiftet, an welcher Huß 1398 Lehrer ward. Bei einem
zwischen den Professoren böhmischer und deutscher Nation
entstandenen Streite, wanderten die letzter« mit 5000 Stu-
denten aus (1409), und wurden von dem Markgrafen Frie-
drich dem Streitbaren von Meißen zu Leipzig aufgcnommen.
Der Streit aber zu Prag dauerte fort, weil Huß wegen
ketzerischer Lehren vom Pabste gebannt und zu immer lau-
terem Widerspruche gegen den Unfug des Ablasses und an-
dere Gebrechen der Kirche gereizt wurde. Zwar »rußte er
Prag verlassen, aber sein Anhang wuchs nur noch mehr.
Unerschrocken und durch des Kaisers Siegmund Geleitsbricf,
wie durch des Pabsts Versprechen gesichert, stellte er sich vor
die Kirchenversammlung zu Kostnih (1414), wurde aber
dort bald von feinen Feinden verschrieen, verhaftet, vom
Kaiser ohne Nachdruck beschützt, zuletzt als angeklagter Ketzer
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Rudolph_von_Haböburg Johann_Huß Johann Karl_Iv Karl Siegmund_Geleitsbricf
84
Conrad Iv., dann Richard von Cornwall den
Königstitel getragen. Aber erst Rudolph von
Habsburg 1273 gab demselben wieder Bedeutung,
weil er die innere Ordnung herstellte, Ruhestörer ohne
Ansehen der Person bestrafte und seinem Hause die
wichtigen östreichischcn Lander verschaffte. Dennoch
ging man, auf daß die Willkühr der Fürsten nicht von
einem mächtigen Oberhaupte gezügelt würde, von sei-
nem Hause ab und wählte Adolph von Nassau
zum König. Seitdem benutzten die Könige ihre Stel-
lung zum Reiche gar häufig zu Vermehrung ihrer eige-
nen Hausmacht. So besonders Albrecht I., dem
es aber nirgends gelang, und gegen den vielmehr die
Schweizer sich empörten 1308. So Heinrich Vii.
(1308 —1313), der seinem Hause Böhmen und die
daran hangenden Lander erwarb; Ludwig der
Baier, der seinem gleichnamigen Sohne die erledigte
Mark Brandenburg verlieh 1323.
124. Erste Erschütterung des päbstlichin
Ansehens.
Zu dem noch fortdauernden Übel des angemaßten
Supremats der P abste auch in weltlichen Dingen kam
um diese Zeit noch die unordentliche, häufig zwie-
spältige Wahl des Königs, die selbst durch die von
Karl Iv. (1347 — 1378) errichtete goldene
Bulle 1356 nicht gänzlich entfernt wurde. Und daß
der Pabst, dessen Ansehen zuerst in einem Streite mit
dem französischen Könige Philipp Iv. (1295—1314)
stark erschüttert worden war, seit 1305 zwei und sie-
benzig Jahre lang gleichsam in der Gefangenschaft der
Könige von Frankreich und ein Werkzeug ihrer Politik
war, daraus war unier Kaiser Ludwig dem Baier dem
deutschen Reiche langwieriges Unheil erwachsen.
4
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Conrad_Iv. Richard_von_Cornwall Rudolph_von
Habsburg Adolph_von_Nassau Albrecht_I. Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_der
Baier Ludwig Karl_Iv Karl Philipp_Iv Philipp Ludwig_dem_Baier Ludwig
86
selbst des Mongolen Timu r's Sieg über Bajazeth bei
Ancyra 1402 hatte die Fortschritte der Türken nur kurze
Zeit gehemmt (S. oben S. 25.). Schon drangen sie
bis Krain vor, ohne daß man in Deutschland unter
Friedrichs Iii. langer, aber unthatiger, Negie-
rung (1440— 1493) rechte Anstalten zur Abwehr
machte. Doch Johann Hunyad und nach ihm sein
Sohn Matthias Eorvinus, König von Ungern
(1457—1490), schützten dies Reich. Aber das by-
zantinische Kaiserthum war nicht zu retten. Constanti-
nopel wurde 1453 durch Muhamed Ii. erobert, und
zum Sitz der türkischen Herrschaft gemacht.
127. Wiederherstellung der alten Literatur.
Auf die westlichen Lander Europas wirkten diese
Begebenheiten nicht unmittelbar, wohl aber mittelbar
durch die in Italien wieder erweckte Beschäftigung mit
den classischen Werken der alten Griechen und Römer.
Die Bedrängnisse, welche das griechische Kaiserthum
durch die Türken erfuhr, veranlaßten viele Gelehrte
zur Flucht nach Italien, und so wurdd im 14. und
15. Jahrhundert zum zweitenmal griechische Cultur
nach Italien gebracht. Zu Uwenz, unter Begünsti-
gung der Mediceer und der großen italiaiiischendich-
ter Dante, Petrarca und Boccaccip;^zu Bo-^
logna, wo schon seit dem 12. Jahrhundert eine be-
rühmte Rechtsschule blühte, und in andern italisches
Städten, erwachte eine große Begeisterung die^,
Werke der Alten, die sich nach und nach^rankreicff,
wo zu Paris seit Saec. 12. eine sehr Univer-
sität blühte, und den übrigen westlichen Landern mit-
theilte. Zur großen Beförderung dieser Studien diente
dir in Deutschland durch Io h. Gu t tenb e rg um 1436
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Johann_Hunyad Johann Matthias_Eorvinus Muhamed_Ii Petrarca
Extrahierte Ortsnamen: Krain Deutschland Friedrichs Europas Italien Italien Italien Boccaccip;^zu_Bo-^ Paris Deutschland